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Wann ist es Fanatismus, wann ist es Konsequenz?

August 2011


Seit ich vor dreißig Jahren Vegetarier wurde, werde ich mit dem Vorwurf des Fanatismus konfrontiert.
In Vielem habe ich meinen Fanatismus seitdem erkannt und abgelegt.
In Manchem bin ich sicherlich noch immer fanatisch.
Aber sehr oft wird ein Fanatismus kritisiert, wo es sich um gesunde Konsequenz handelt. Wo ist die Grenze, was ist der Unterschied?

Oft wird es als Fanatismus bezeichnet, wenn ich mich im Gespräch zu meinem christlichen Glauben bekenne. Es ist sehr merkwürdig, dass das in einem Kulturkreis, der auf die christliche Verkündung aufbaut und in ihr verwurzelt ist, so ankommt. Der Nihilismus und der Agnostizismus scheinen heute so selbstverständlich, dass ein solches Bekenntnis außerhalb eines kirchlichen Rahmens verunsichert und eine Abwehrreaktion hervorruft. Ich sehe hier den Vorwurf des Fanatismus als eine Abwehrreaktion, die letztlich auf Unsicherheit beruht. Etwas anderes wäre es, wenn ich meinen Glauben ungefragt herausposaunen oder gar damit missionieren würde. Aber das tue ich nicht, sondern spreche nur darüber, wenn es im Gespräch um weltanschauliche Themen geht. So habe ich den Eindruck, viele Menschen möchten gerne über weltanschauliche Themen philosophieren, aber immer nur von außen, sozusagen als Unbeteiligte. Sobald ihr Gegenüber sich als überzeugter Vertreter einer Weltanschauung bekennt, gleich welcher, gilt er als „fanatisch“. Tut mir leid, hier handelt es sich um eine Abwehrreaktion aus Unsicherheit.

Wir leben in einer Gesellschaft, wo die Unverbindlichkeit zur verbindlichen Doktrin geworden ist. So ist man es nicht mehr gewohnt, dass sich ein Mensch auf einen Standpunkt festlegt. Man kann nicht mehr damit umgehen und stempelt es als „Fanatismus“ ab. Traurige Entwicklung. In einer Gesellschaft der Rückgratlosen gilt der Mensch mit Rückgrat als fehlgebildet.

Ähnlich ist es mit dem Gebiet der gesunden Ernährung. Natürlich darf eine persönliche Ernährungsreform nicht dazu führen, dass man andere Menschen wegen ihrer Ernährung moralisiert. Darauf achte ich streng und halte mich mit meinen Ernährungsempfehlungen sehr zurück. Überdies ist es ja so, dass ich mich mit dem Bereich der Ernährungsberatung selbständig machen will und meine Perlen schon von daher nicht kostenlos umherstreuen will. Allein aber schon die Grundaussage, dass es einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Gesundheitszustand gibt, ruft in Vielen die Abwehrhaltung hervor, das wäre ja Fanatismus, dann dürfe man ja gar nichts mehr essen, man müsse ja das Leben genießen etc.

Natürlich ist das vollkommen unsachlich. Es geht nicht darum, nicht mehr zu genießen, sondern im Gegenteil, bewusster zu genießen. Es geht nicht darum, seine Nahrungsauswahl zu verkleinern, sondern zu verlagern. Aber so weit kommt man im Gespräch meist gar nicht. Man wird in eine Schublade gesteckt, und damit ist für die Meisten die Sache erledigt.

Die Schublade „Vegetarier“ bedeutet für die meisten gleich „etwas durchgeknallt“, „liebenswert, aber nicht ganz zurechnungsfähig“, „verträumt und schwächlich“ und „fanatisch“. Schwupp, Schublade zu. Sehr beliebt ist auch die Schublade „Rohköstler“. Ich brauche nur die Vorzüge der rohen Pflanzenernährung zu erwähnen und hervorzuheben, wie wichtig es sei, sie täglich mit einzubeziehen. Schwupp, schon stecke ich in der Schublade „Rohköstler“, dabei bin ich noch lange kein Rohköstler. Das ist, als würde man einem Menschen, der gerne Schokolade isst, den Stempel „Schokoladist“ verpassen. Das ist natürlich vollkommen unsachlich und eine Abwehrreaktion. Das was in der Schublade ist, kann mir nichts mehr anhaben. Damit brauche ich mich nicht mehr ernsthaft auseinandersetzen. Die Schublade „Rohköstler“ bedeutet ganz sicher „fanatisch“. Sie bedeutet nicht mehr „liebenswert durchgeknallt“, sondern schon „gefährlich durchgeknallt“. Um so einen Menschen muss man sich ernsthaft Sorgen machen.
Abgesehen davon, dass ich eine andere Meinung von Rohköstlern habe, komme ich meist gar nicht mehr zu der feinen Unterscheidung, dass ich ja gar keiner bin. Egal, in diese Schublade passe ich eben gut rein.

Auf meinem Weg habe ich mich sehr ernsthaft mit dem Vorwurf des Fanatismus auseinandergesetzt und habe mich ehrlich bemüht, bei mir die Punkte zu finden, die etwas damit zu tun haben könnten. Ich bin auch fündig geworden und durfte bereits Einiges erkennen und ablegen. Ich entdeckte, dass es sich bei mir immer dann um Fanatismus handelte, wenn ich mir Dinge versagte und sie bei anderen verachtete, z.B. Konsum von Zucker und süßen Produkten wie Kuchen und Gebäck. Ich entdeckte, dass hinter der Verachtung Neid steckte, und dass der Neid durch einen Fanatismus entstand und hinter dem Fanatismus ein asketischer Ehrgeiz steckte und hinter dem asketischen Ehrgeiz ein vermindertes Selbstwertgefühl, das ich damit kompensieren wollte. Ich entdeckte diese Zusammenhänge und arbeitete damit über viele Jahre. Immer wieder wurde ich aufmerksam, wenn sich die kleinsten Anzeichen von Fanatismus bei mir zeigten. Die Vorwürfe des Fanatismus haben sich jedoch nicht gewandelt, sie kommen unverändert und stärker denn je.

Mittlerweile bin ich an einem Punkt, wo ich differenziere und feststelle, diese Vorwürfe sind sehr oft nicht mehr meins. Sie beschreiben nicht einen unaufgearbeiteten Punkt bei mir, sondern beim Kritiker meiner Auffassungen.

Es ist nun mal so, dass es Naturgesetze gibt. Wenn man ein warmes Getränk haben will und tut Eiswürfel rein, dann wird das Getränk kühler und nicht wärmer. Das ist eine Feststellung. Die Naturgesetze sind weder fanatisch noch milde, sie sind einfach so wie sie sind. Die Kritiker meiner Ernährungsempfehlungen reden in etwa so:

„Dann darf ich ja nie mehr Eiswürfel in meine Getränke machen! Eine total fanatische Auffassung! Das kann ja nicht gesund sein, wenn ich mein Leben nach solchen Regeln ausrichten soll!“

Es ist nun mal aber so, dass unser Leben nach Ursache-Wirkungs-Prinzipien abläuft.

Wer raucht, erhöht sein Risiko für Asthma und Lungenkrebs. Ganz sicher wird er seine Lungenkapazität herabsetzen. Das ist ein Naturgesetz. Ebenso setzt der Mensch Ursachen mit raffinierten Kohlenhydraten und tierischen Eiweißen. Diese rufen bestimmte Wirkungen in seinem Körper hervor. Das ist nun mal Naturwissenschaft, auch wenn unsere angeblich so wissenschaftliche Medizin meist nicht mit diesen Zusammenhängen arbeitet. Jemand, der darauf aufmerksam macht, der sagt ja nicht, man dürfe nicht mehr rauchen oder raffinierte Kohlenhydrate genießen oder tierische Eiweiße mit einbeziehen oder Eiswürfel ins Wasser tun. Jemand, der darauf aufmerksam macht, muss deshalb noch lange nicht fanatisch damit umgehen und sich alles von heute auf morgen versagen und schon gar nicht seine Mitmenschen missionieren. Jemand, der darauf aufmerksam macht, ist durchaus auch noch fähig, auf die Genussbedürfnisse seines Körpers zu hören, ihnen nachzugeben und seinen Mitmenschen ihre Freiheit zu lassen.

Aber jemand, der auf diese Zusammenhänge aufmerksam macht und dafür plädiert, dass die Vorsorge vor Krankheiten doch auch ein Kriterium für die allmähliche Umgestaltung unserer Lebensgewohnheiten sein muss, der wird per se als „fanatisch“ abgestempelt.

Tut mir leid, das geht an der Sache vorbei. Das weckt Assoziationen an eine Hexenjagd und an eine Austreibung von bösen Geistern, die in einer vorgeblich naturwissenschaftlich aufgeklärten Gesellschaft überraschen. Mittlerweile musste ich mir eingestehen, dass diese Gesellschaft von einer naturwissenschaftlichen Aufklärung noch weit entfernt ist. Sie steckt tief im Aberglauben drin, und gerade die Konfrontation mit naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten weckt Ängste vor bösen Geistern. Das ist der wahre Zustand dieser Gesellschaft. Man belegt die bösen Geister mit „Bannflüchen“, denn Schubladen sind nichts anderes. Vor zweitausend Jahren hießen die Bannflüche „Teufel“ und „Satan“, später hießen sie „Ketzer“ und Hexe“, heute heißen sie „Sektierer“, „Vegetarier“, „Rohköstler“ und „Fanatiker“. Dieses Verhalten hat mit einer sachlichen Auseinandersetzung nichts zu tun, sondern ist eine reflexhafte Abwehr mit einer abergläubischen Note. Die bösen Geister werden gebannt, sie werden in Schubladen gesteckt, auf dass sie einem nichts mehr anhaben können. So zeigt es sich, dass auf der einen Seite Unglaube und Aberglaube wunderbar harmonieren, wie auf der anderen Seite Glaube und Naturgesetze. Denn die Naturgesetze sind ein Aspekt der göttlichen Gesetze.


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Ein einfacher Leitsatz hilft mir als Eichmaß:

„Strenge zu sich selbst und Güte zu anderen“.

Nun, kann nicht auch die Strenge zu sich selbst übertrieben werden? Ja natürlich, aber immer dann, wenn die Strenge zu sich selbst die Bereiche gesunder Konsequenz verlässt und zum Fanatismus wird, leidet die Güte zu anderen. Wer beginnt, seine Mitmenschen zu moralisieren, der hat die rote Warnleuchte, die ihn darauf aufmerksam machen will, dass bei ihm selber was nicht stimmt.

„Strenge zu sich selbst und Güte zu anderen“

– Wer es vermag, danach zu leben, der ist nicht fanatisch, der ist im Lot.




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